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HR3 Hörerkritik von Volker Büttner

Heaven 17 "RETOX/DETOX"

Heaven 17 .... da war doch was ... genau, das sind doch jene Herren, die zu Beginn der Achtziger immer ziemlich geschaeftlich daherkamen und in einem Zuge mit Human League, Depeche Mode, Ultravox und Konsorten die Synthiepop-Fraktion begründeten. Klingelts ?? Falls nicht, man erinnere sich an ihre Hit-Single "Temptation", die Anfang der Neunziger nochmal Dance-mäßig aufgepeppt wurde und prompt erneut die Charts enterte.

Wer allerdings beim nun vorliegenden Album eine Fortsetzung des ursprünglichen Synthiesounds erwartet, bekommt spätestens beim 01. Track der (Doppel)-CD kräftig was auf die Mütze. RETOX/DETOX stellt nämlich kein neues Heaven 17-Album im üblichen Sinne dar, sondern ist das Ergebnis einer gemeinsamen Co-Produktion mit zum Teil hochrangigen Cracks aus der Breakbeat-, Dub-, Funk-, Electro-, Disco-, Techno-,Ambient-, House- sowie Dance-Szene und enthält somit fast alle (zeitgemäßen) Stilrichtungen. Die "Jungs" (sind mittlerweile fett in den Vierzigern) aus Sheffield luden sich die also die Bude voll (u. a. Freddie Fresh, Molella, Adrian Sherwood, DJ Suv & Ruff Driverz) und überarbeiteten nochmals gemeinsam die vornehmlich alten Singleauskopplungen.

Entsprechend könnte es bei Fans der ersten Genration für heftigste Verwirrung sorgen, wenn die Techno-Version vom Klassiker "Let Me Go" aus den Boxen kracht. Jedoch können die beiden Remixe von "Let's All Make A Bomb" aus dem 81er "Penthouse & Pavement" Album wieder versöhnlich stimmen. Ebenso enthalten ist die aktuelle Single "With This Ring (Let Me Go)", die in Zusammenarbeit mit Molella/Phil Jay entstanden ist. Dieser Song ist das ultimative Highlight der beiden Silberlinge. Übrigens, der Einzug in die italienischen Charts ist hiermit bereits vollbracht und wird auch hierzulande nicht allzu lange auf sich warten lassen (hehe, meint der Schreiber dieser Zeilen).

Letztendlich ist RETOX/DETOX ein spannendes Experiment und grundsätzlich eine Kaufempfehlung für waghalsige Ohren, obwohl so gut wie nichts an die bekannten Heaven 17 erinnert. Da dies eine Ausnahmeveröffentlichung ist, sollten sich die betagteren Fans das Teil vor einem Kauf besser mal anhören.