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1982 - Ein Jahr uns seine Songs

Diskothek der Süddeutschen Zeitung

HEAVEN 17

Let Me Go

Von Martyn Ware, dem Tonangeber der Gruppe Heaven 17, stammt der klassisch gewordene Satz: »Sozialismus heißt nicht, sich keine guten Schuhe zu kaufen.« Im Thatcher-England der frühen Achtziger positionieren sich viele Künstler und Musiker gegen die konservative Regierung. Heaven 17, gegründet 1980 in London als Ableger der Band The Human League, tun dies mit Synthiepop: einem Genre, mit dem sich politische Überzeugungen auf die Tanzböden und in die Radios transportieren lassen. Die gelernten Computerprogrammierer Martyn Ware und Ian Craig Marsh zeigen zusammen mit dem Sänger Glenn Gregory auf »Let Me Go«, dass man mit Synthesizern sehr wohl Gefühle artikulieren kann. Das Lied handelt von der Entfremdung eines Stadtmenschen, klingt aber wie eine Liebesballade. Ein Jahr später erscheint das Stück auf dem Erfolgsalbum The Luxury Gap, ein Klassiker des Old-Labour-Pop; welche Schuhe Martyn Ware bei den Aufnahmen getragen hat, ist nicht überliefert.

ZUM WEITERHÖREN: Um den Synthesizer als legitimes Instrument menschlichen Ausdrucks zu etablieren, gründen Ware und Marsh 1980 das Kollektiv British Electric Foundation, auf dessen Debütalbum Music Of Quality And Distinction Vol.! ([virgin, CD) sogar Tina Turner und Gary Glitter mitsingen.